Just saying…

More Hemingway, less Mann

von | Mai 2, 2020 | medientraining

Sie haben jetzt maximal 30 Sekunden!

Lesen Sie auch so gern Autoren, die es schaffen, in einem einzigen Satz drei Gedanken nicht zu Ende zu bringen? Die jeden einzelnen aber so ausführlich und über mindestens 1,5 Buchseiten beschreiben, dass Sie am Ende der Sequenz keine Ahnung haben, worum es eigentlich ging und vor allem weshalb?
Solche syntaktischen Fähigkeiten werden manchmal zu Recht mit Literaturnobelpreisen bedacht, aber etwas anstrengend ist das schon. Und deshalb ist so ein Stil auch sehr gut in der Literatur aufgehoben. In der mündlichen Kommunikation, besonders beim Auftritt vor der Kamera, garantiert er keinen Preis, sondern eine Bauchlandung. Darum sollte hier das Motto lauten: More Hemingway less Mann, please!

Und das gilt für einen Auftritt in einer Talkshow ebenso wie für das Statement, das Sie einem Journalisten geben. Auch wenn Sie in einer Talkshow insgesamt mehr Redezeit haben, als in einem O-Ton für einen Fernsehbeitrag, Sie sollten sich folgendes klar machen: Sie haben maximal 30 Sekunden um Ihre Botschaft rüberzubringen.

Medientraining Tipp #2: Fassen Sie sich kurz!

Kommunikationswissenschaftler haben herausgefunden, dass die Aufmerksamkeit des Zuschauers bei Bewegtbildbeiträgen ab cirka 30 Sekunden deutlich abnimmt, wenn sich in Bild und Ton nichts ändert. Nach spätestens 30 Sekunden braucht der Rezipient einen neuen Reiz. Beim TV Beitrag wird das über den Schnitt gelöst, es folgt zum Beispiel eine Bilderstrecke mit Off Sprecher oder Musik. In einer Talkshow zeigt die Regie die Reaktionen der anderen Gäste oder der Moderator versucht, Sie zu unterbrechen.

Wenn Sie also ein komplexes Thema kommunizieren möchten, sollten Sie Ihre Aussage strukturieren. Konzentrieren Sie sich auf die wichtigsten Inhalte in Ihrer Botschaft und überlegen Sie sich, was beim Zuschauer unbedingt hängen bleiben soll. Selbst wenn dabei Interessantes unter den Tisch fällt: versuchen Sie, sich an ein 20 bis 30 Sekunden Limit zu halten. Stellen Sie Ihr wichtigstes Anliegen immer an den Anfang Ihrer Rede. So können Sie sicher sein, dass man sich später genau daran erinnert. Formulieren Sie einfach und prägnant, am besten in Hauptsätzen. Wenn Sie Klartext reden, ohne verbale Schachteln und Schleifchen, wenn Sie ohne Füll –und Fremdwörter auf den Punkt kommen, werden Sie nicht nur besser verstanden. Ihr Auftritt wirkt souverän und kompetent.

Natürlich erfordert diese Art der Kommunikation ein wenig Umdenken und eine Menge Übung. Man kann es aber im Medientraning lernen, Statements aufzuräumen und mediengerecht zu präsentieren. Es lohnt sich.
Deshalb: denken Sie mehr Hemingway, weniger Mann!

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blog Susanne Reimann

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Susanne Reimann, TV Moderatorin, Medienprofi, Musik -und Popkultur Aficionada, Düsseldorferin at heart.